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Frankfurter Allgemeine Zeitung

Verlagsspezial Mittelstandsfinanzierung / 19. 06.2018

Niedrige Zinsen verleiten zu verstärkter Kreditaufnahme – und damit zu größerer Bankenabhängigkeit. Zudem verschieben die Fremdmittel die Bonität. Abhilfe schafft ein Instrument von ganz unerwarteter Seite.


Die Konjunktur brummt, um die Auftragslage im deutschen Mittelstand steht es prächtig. Das ist neben der Produktqualität ein wesentliches Ergebnis der europäischen Niedrigzinspolitik. Denn um die Nachfrage aus dem In- und Ausland zu bewältigen, investieren die Unternehmen ins Anlagevermögen. Dafür nehmen sie im Vergleich zu früheren Jahren zinsgünstige Kredite auf.

Doch dieser seitens der europäischen Zentralbank so gewollte Mechanismus hat einen Haken. Je mehr sich die Unternehmen fremdfinanzieren lassen, umso mehr gerät die Bilanz in eine Schieflage. Zudem steigt die Abhängigkeit von den Banken. Zumal im Mittelstand fast drei von vier Betrieben Beziehungen nur zu einer oder maximal zwei Kreditinstituten unterhalten. Müssen die Banken das Unternehmen dann aufgrund der hohen Verschuldung und der Sorge vor der Finanzaufsicht in seiner Bonität herunterstufen, verlangen sie womöglich gar höhere Zinssätze. Bei rund zwei Drittel der Unternehmensfinanzierungen im Mittelstand liegt der Zinssatz schon über fünf Prozent. Vor dem Hintergrund bekommt der Begriff „Innenfinanzierung“ ein ganz neues Gewicht.

Zinsgünstiges Darlehen von den Arbeitnehmern

Um den Kreislauf von Bankenabhängigkeit und Verschuldungsgrad zu unterbrechen, bedarf es neuer Wege. Und die bietet ausgerechnet ein Vehikel aus einem betriebswirtschaftlichen Teilbereich, den man für diese Zwecke so gar nicht als geeignet vermuten würde – die betriebliche Altersvorsorge (bAV), genauer: die sogenannte pauschaldotierte Unterstützungskasse. Sie ist der älteste Durchführungsweg und verzeichnet derzeit aufgrund der anhaltenden Krise bei den versicherungsbasierten Angeboten zweistellige Wachstumsraten. Schon jetzt sind einige tausend mittelständische Unternehmen diesen Weg gegangen.

Die eigene Bank im Unternehmen

Der Grund: Die pauschaldotierte Unterstützungskasse bietet Unternehmen neben manchen steuerlichen und personalpolitischen Aspekten einen ganz wesentlichen Anreiz: Die Beiträge der Arbeitnehmer verbleiben zum allergrößten Teil als langfristiges, zinsgünstiges Darlehen im Unternehmen – ohne dabei zur bilanziellen Belastung zu werden. Der selbst erklärte Zinssatz liegt derzeit zumeist bei 1,5 bis 2 Prozent. Deshalb wird die pauschaldotierte Unterstützungskasse auch gemeinhin als „UnternehmerBank“ oder "UnternehmensBank" bezeichnet. Die UnternehmerBank ist durch den Pensionssicherungsverein der deutschen Wirtschaft im Falle einer Insolvenz abgesichert.




Das Modell ist für die Firmen so attraktiv, dass sie statt der bei Versicherungsmodellen üblichen 15 Prozent Arbeitgeberzulage meist 40 oder sogar 50 Prozent obendrauf legen. Auf Arbeitnehmerseite liegt die Durchdringungsquote mit bis zu 80 Prozent weit über denen der Lösungen mit Versicherungen. Ein Grund für die hohe Durchdringung ist neben der höheren Leistung, dass die Einlagen abgesichert sind. Da der Gesetzgeber die Einrichtung als soziale Einrichtung wertet, ist sie von der Körperschaftsteuer befreit. Zudem sind die Aufwendungen des Unternehmens für die Kasse acht Jahre lang als Betriebsausgabe steuerlich absetzbar. Zinsaufwendungen sind über die gesamte Laufzeit abzugsfähig. Darüber hinaus lässt sich die UnternehmerBank ganz wunderbar mit Maßnahmen zur Lohnoptimierung kombinieren, so dass sie auch daraus mitfinanziert werden kann. Ebenso ist VwL für die Vorsorge ein probates Vehikel.

Aber auch ohne Lohnoptimierung und /oder VwL können sich sogar schon bei einem einzigen Mitarbeiter über die Jahre hinweg Einsparungen an Steuerzahlungen und Sozialversicherungsbeiträgen im hohen fünfstelligen Bereich ergeben. Unter der Annahme, dass sich mit der Anlage der Dotierungen der ersten acht Jahre die Versorgungszusage ausfinanzieren lässt, hat der Unternehmer nach Auszahlung der Versorgungsleistung rund 65.000 Euro mehr in der Kasse - multipliziert mit der Anzahl der Verträge. Geld, das er beispielsweise für den Aufbau von Liquiditätsreserven, die Rückführung von Bankdarlehen oder auch zur Investition in unbelastetes Anlagevermögen einsetzen kann.

Höhere Arbeitsplatzattraktivität

Zur Deckung der Kosten für Einrichtung und Verwaltung muss aus der Entgeltumwandlung in freie Liquidität lediglich eine Rendite von 0,25 Prozent erwirtschaftet werden. Diese Kosten erkennt das Finanzamt als Betriebsausgaben an. Hinzu kommen natürlich die Zinszusagen für die Belegschaft. Nicht zu unterschätzen ist indes ein immaterieller Wert. Dadurch, dass die Mitarbeiter tagtäglich ihre Altersvorsorge im Betrieb quasi arbeiten sehen und sie dafür sogar noch eine anständige Verzinsung bekommen, hebt sich ihre Identifikation mit dem Unternehmen erheblich. Die höhere Arbeitsplatzattraktivität und die hohe Motivation der Mitarbeiter sind wichtige Faktoren im Kampf um die wenigen guten Fachkräfte. Sie zu gewinnen verbessert die Wettbewerbsfähigkeit des ganzen Unternehmens.



Zum Autor:

Manfred Baier ist geschäftsführender Gesellschafter der Authent-Gruppe in Nürnberg und Vorstandsvorsitzender des Bundesverbandes pauschaldotierter Unterstützungskassen.



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